Englische Nationalmannschaften und Titel, eine Geschichte für sich. Während England fast immer standardmäßig als Favorit gehandelt wird, ist der englischen Herren-Nationalmannschaft nur einmal ein Titelcoup gelungen, nämlich bei der Weltmeisterschaft 1966. Eine Europameisterschaft konnten die englischen Herren nie gewinnen, allerdings waren die Junioren in einigen Kategorien bereits auf dem europäischen Thron. So auch die U21 Junioren, welche vor der diesjährigen EM in Rumänien und Georgien bereits zwei Mal Europameister waren, was jedoch schon fast 40 Jahre zurückliegt. 1982 und 1984 konnte das Turnier gewonnen werden und nun ist den U21 Junioren nach einem spannenden Endspiel gegen Spanien bei der EM 2023 zum dritten Mal in Verbandsgeschichte der Turniergewinn gelungen.  

Europameister ohne Gegentor  

Den englischen Junioren ist bei der U21 Europameisterschaft 2023 in Georgien und Rumänien etwas gelungen, was noch nie zuvor eine Mannschaft geschafft hat, nämlich ein perfektes Turnier. Damit ist gemeint, dass England während des gesamten Turniers, also sowohl in der Gruppenphase als auch in der K.O. Phase, kein einziges Gegentor kassiert hat. Nicht nur die englische Defensive hat die gegnerischen Mannschaften dominiert, sondern auch die Offensive überzeugte und konnte insgesamt 11 Tore erzielen.  

In der Gruppenphase standen den Engländern mit Deutschland, Israel und Tschechien drei schwierige Gegner gegenüber. Das Turnier startete für die Mannschaft von Nationaltrainer Lee Carsley mit einem souveränen 2:0 Sieg gegen die Tschechische Republik (47’ Ramsey, 90+4’ Smith-Rowe), woraufhin die englischen Junioren auch gegen Israel mit demselben Resultat gewinnen konnten (15’ Gordon, 68’ Smith-Rowe). Im abschließenden Gruppenspiel gegen Deutschland gewann England kurioserweise zum dritten Mal mit 2:0 (4’ Archer, 21’ Elliott) und hatte damit alle drei Spiele der Gruppenphase mit dem gleichen Resultat gewonnen. 

Im Viertelfinale wartete mit Portugal ein Finalist aus dem letzten Jahr, welcher in der Gruppe A den Kampf um den Gruppensieg überraschenderweise gegen die Gastgeber aus Georgien verlor. Dennoch waren die portugiesischen Junioren der erste Härtetest für die “Young Lions”, welchen sie dank eines Treffers von Anthony Gordon in der 34. Spielminute bestehen konnten. Daraufhin spielte England im Halbfinale gegen die israelischen Junioren, welche im Viertelfinale die Überraschungsmannschaft aus Georgien im Elfmeterschießen bewzingen konnten, um den Einzug in das Finale. Ohne Probleme konnten die Engländer mit einem 3:0 Sieg in das Endspiel einziehen. Auch Spanien gewann ihr Halbfinale gegen die Ukraine deutlich mit 5:1, wodurch beide Mannschaften mit breiter Brust in der “Adjarabet Arena” vor über 18.000 Zuschauern antraten. 

Das Endspiel der diesjährigen Europameisterschaft startete wie erwartet intensiv, wobei keine der beiden Mannschaften wirklich torgefährlich wurde. Das sollte sich kurz vor dem Ende der 1. Halbzeit ändern, als es in die erste heiße Phase des Finales ging. In der 44. Spielminute scheiterte der englische Innenverteidiger Levi Colwill noch mit seinem Kopfball knapp am Pfosten, dafür hatte Manchester City Talent Cole Palmer etwa fünf Minuten später mehr Glück bei seinem Freistoßversuch, welcher von Curtis Jones abgefälscht in das spanische Tor einschlug. Damit ging es mit einer 1:0 Führung für England in die Halbzeitpause. Die zweite Spielhälfte war ein Spiegelbild der ersten Hälfte, bis zum Ende passierte wenig, aber dafür wurde es kurz vor Schluss noch einmal enorm spannend, und zwar dank zwei heroischen Aktionen der beiden Torhüter. Es fing mit einer sensationellen Sequenz des spanischen Torhüters Arnau Tenas vom spanischen Meister FC Barcelona an, welcher zwei Torversuche der Engländer spektakulär verhinderte. Noch spektakulärer war jedoch die neunte Minute der Nachspielzeit, in welcher der norwegische Schiedsrichter Espen Eskas einen Strafstoß für die spanischen Junioren gab. Für England stand nicht nur die perfekte Bilanz in Gefahr, sondern auch der Sieg in der regulären Spielzeit. Doch der englische Torhüter James Trafford verhinderte mit seiner Parade den spanischen Ausgleich und sicherte seiner Mannschaft damit in einer dramatischen Schlussphase den lang ersehnten Titel. 

Englische Junioren dominierten sämtliche Statistiken 

Bekanntlich ist die U21 Nationalmannschaft für viele talentierte Spieler das Sprungbrett in die A-Nationalmannschaft. Die englischen Junioren dürften mit ihren Leistungen bei der U21 EM 2023 definitiv auf sich aufmerksam gemacht haben und das Interesse von Nationaltrainer Gareth Southgate geweckt haben. Bereits vor Turnierbeginn galt der englische Kader als der talentierteste Kader des Turniers, denn mit Riesentalenten wie Emile Smith-Rowe (Arsenal), Curtis Jones (Liverpool) oder Anthony Gordon (Newcastle United) hatte man bereits einige Spieler in seinen Reihen, die sich in der besten Fußballliga der Welt, der englischen Premier League, bereits einen Namen machen konnten. 

Cole Palmer (Manchester City) und Morgan Gibbs-White (Nottingham Forest) dirigierten gemeinsam das englische Mittelfeld und teilen sich mit drei Vorlagen den Titel des besten Vorlagengebers des Turniers. Hinter ihnen räumten James Garner (Everton) und Angel Gomes (LOSC Lille) im defensiven Mittelfeld mit jeweils 14 “Tackles” alles ab. Auch dank ihrer großartigen Defensivleistung, gepaart mit der englischen Defensive um Kapitän Taylor Harwood-Bellis (Manchester City), gelang der Rekord eines Turniers ohne ein einziges Gegentor. Den wohl größten Anteil an dieser Leistung hatte aber wohl der englische Torhüter James Trafford (Manchester City), welcher im Endspiel durch seine Elfmeterparade den Sieg sichern konnte und auch im sonstigen Turnierverlauf mit außerordentlichen Paraden auf sich aufmerksam gemacht hat. Abschließend konnte sich der 22-jährige Anthony Gordon, der im Januar dieses Jahres für eine unglaubliche Summe von 45 Millionen Euro von Everton zu Newcastle United wechselte, den Titel des besten Spielers des Turniers sichern. Gordon erzielte zwei Tore und vorbereite ein weiteres.